Pünktlich zum Herbstanfang meldet sich das Corvid-19-Virus mit steigenden Inzidenzen zurück. Oberflächlich betrachtet hatte man im Sommer das Gefühl, als spielte das Virus keine Rolle mehr. Aber es war nie wirklich weg, es erkrankten nur deutlich weniger Menschen. Ganz im Gegenteil müssen wir bei der jetzigen ansteckungsfreudigen Omikron-Variante eher von einer sehr aktiven symptomarmen Verbreitung ausgehen, zumal wir die Schutzmaßnahmen gegen das Virus weitestgehend eingestellt haben. Epidemiologisch betrachtet dürfte es in diesem Sommer zu einer recht aktiven Durchseuchung der Bevölkerung gekommen sein. Konsequente Antikörpermessungen in unserer Praxis legen diese Vermutung sehr nah.
Damit stellt sich natürlich die Frage, ob Sie vielleicht auch zu diesem Personenkreis zählen und sich unbemerkt in diesem Sommer infiziert und damit erneut geboostert haben. Darum möchte ich an dieser Stelle meinen Rat wiederholen sich nicht blind boostern lassen, solange man seinen Immunstatus nicht kennt. Sie glauben nicht, bei wie vielen Patienten wir extrem hohe Antikörper gefunden haben, obgleich deren letzte Impfung ein halbes Jahr zurücklag. In eine derartig hohe Immunantwort hinein zu impfen ist nicht nur unsinnig, sondern auch immunologisch bedenklich, da Überreaktionen zu befürchten sind.
Bis vor einigen Wochen hatte ich den Eindruck, als stünde ich mit meinen permanenten Forderungen nach Antikörperbestimmungen allein auf breiter Front. Umso überraschter war ich, als ich zeitgleich mit vielen älteren Patienten einen Brief unseres Gesundheitsministers Lauterbach erhielt, indem er um meine Gesundheit besorgt zur erneuten Impfung oder alternativ (ich traute meinen Augen kaum) zumindest zu einer Antikörpermessung aufrief! Wer hätte das gedacht?

Mein Rat:
In jedem Fall sollten Sie zunächst eine Antikörperbestimmung machen lassen. Liegt dann der Messwert über 2000 BAU/ml, sind Sie geschützt und benötigen in den nächsten Monaten (bis zur nächsten Messung) sehr wahrscheinlich keine Auffrischung.
Meinen lieben Kolleginnen und Kollegen möchte ich nach diesem Rückenwind aus dem Gesundheitsministerium ebenfalls raten Ihren Patienten die Antikörperbestimmung anzubieten. Es bleibt zu hoffen, daß nun die gesetzlichen Krankenversicherungen auch dafür die Kosten tragen.