Eine kühne aber keinesfalls haltlose These sei an den Anfang dieses Kapitels gestellt: Würde die Bundesregierung kurzerhand glutenhaltige Getreideprodukte und Milch sowie Milchprodukte – rein theoretisch natürlich – aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen für giftig erklären und verbieten (gar nicht so ganz abwegig; Milch galt im Mittelalter als giftig!), dann würden vermutlich die Kosten im Gesundheitswesen dramatisch fallen! Eine wahrlich kühne und vielleicht absurde These, so werden Sie denken, wo doch die glutenhaltigen Getreide Weizen, Dinkel und Roggen etc. sowie Milch und Milchprodukte zu unseren Grundnahrungsmitteln zählen und von Ernährungswissenschaftlern zu sehr wertvollen Nahrungsmitteln erklärt werden.
Das ist ja auch gar nicht bestritten, dass Getreide und Milch sehr inhaltsreich sind. Dafür benötigt niemand ernährungswissenschaftliche Studien sondern nur einen gesunden Menschenverstand. Wenn aus einem Getreidekorn problemlos eine neue Pflanze und lediglich mit der Kuhmilch ein Kalb wachsen kann, dann kann es keinen Zweifel an dem hohen Gehalt wertvollster Inhaltstoffe in Getreide oder Milch geben. Verwechselt werden hier leider der Gehalt und die allgemeine Wertigkeit eines Nahrungsmittels mit der individuellen Verträglichkeit für jeden Einzelnen! Das wertvollste Nahrungsmittel nutzt mir nichts, wenn ich es nicht vertrage, davon Beschwerden bekomme oder gar allergisch reagiere! Einige unbestrittene Fakten sprechen für sich. Es muß davon ausgegangen werden, dass mindestens 30% der Bevölkerung zum Teil unbemerkt eine Glutenintoleranz aufweist. Hierbei ist mangels konsequenter Stuhltests in der Medizin die Dunkelziffer vermutlich als erschreckend hoch anzunehmen! Glutenhaltige Getreide wie Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste und Kamut stehen zu kurze Zeit auf unserem Speiseplan, um genetisch schon in uns programmiert zu sein. Milch und Milchprodukte sind die jüngsten Grund-Nahrungsmittel in der Geschichte der Menschheit und noch weniger verinnerlicht. Aber ungeachtet der Genetik und Entwicklungsgeschichte müssen wir uns zwei sehr wichtigen Fragen zum Thema Kuhmilch stellen:
1. Sind Milch und Milchprodukte wirklich so unverzichtbar, wo doch nachweislich über 90% (!) der Weltbevölkerung gar keine Milch verträgt und Asiaten, Afrikaner und Südamerikaner bisher nicht wegen Calciummangel und Osteoporose (beides kommt sogar besonders selten in diesen Teilen der Erde vor!) ausgestorben sind?
2. Sollten wir uns wirklich ein Leben lang stillen lassen und das auch noch von der Kuh?
Diese Fragen klingen gewiß unbequem und gemein, aber Sie sollten sich diesen beiden Fragen stellen. Und lassen Sie sich nicht weiter von den unhaltbaren Versprechen der Milchwerbung und den Aussagen der ernährungswissen-schaftlichen Fachliteratur täuschen, die diese beiden Fragen schlicht ignorieren!
Gewiß gibt es viele Menschen, die mit diesen Nahrungsmitteln überhaupt keine Probleme haben und sie deshalb auch gern weiter genießen sollten. Deren Organismus hat einen Weg gefunden diese Kost zu tolerieren, so wie es unsere Vorfahren auch erlebten, als sie aus Hungersnot sich an dem Futter ihrer Kälber vergreifen mussten und ein Teil auch dank genetischer Modifikation und Anpassung überlebte.
Sie , lieber Leser, lesen vermutlich aber diesen Text, weil Sie nicht gesund sind und vielleicht auch gewiß unbewußt Ihren Darm krankessen mit Speisen, die zumindest für Sie nicht bekömmlich sind.
Eines steht jedenfalls außer Frage, unsere Patienten fühlen sich immer besser, wenn sie glutenhaltiges Getreide einschränken und auf Milch und Milchprodukte verzichten. Lesen Sie weitere Informationen in den Kapiteln Milch und Getreide.
Aber wir wollen beim Thema krankessen nicht nur von Getreide und Milch reden. Da gibt es weiß Gott über manch grauenvollen Kostfehler zu berichten. Schauen Sie an der Supermarktkasse in die Einkaufswagen und sie können ahnen, welche Tortour die Verdauungsorgane der Menschen in den folgenden Stunden und Tagen erwartet. Die Rede ist von den Unmengen verschiedenster Kohlenhydrate (Kartoffel, Reis, Nudeln, Brot, Gebäck, Pizza, Chips, Süßigkeiten), von den Fertigessen (Lebensmittel sind das nicht mehr, sondern nur noch Sattmacher!) in Büchsen, Folie oder aus dem Kühlfach oder den Billigfleischprodukten der Discountmärkte. Wenn jemand so naiv ist anzunehmen, daß gesundes Fleisch ohne Antibiotika, Wachstumshormone und andere Chemie zu Niedrigpreisen zu produzieren ist, Entschuldigung, aber der hat einen kranken Darm verdient!
Hoffentlich werden Sie, die das nun lesen, sich nicht betroffen fühlen und ganz entspannt zurücklehnen, weil sie sich ja gesund ernähren – aber dennoch Bauchbeschwerden haben und sich nicht gesund fühlen! Ist es nicht so?
Nun mögen Sie schon ahnen, dass auch die anerkannt gesündeste Ernährung Fallstricke in sich birgt. Wenn Sie beispielsweise morgens Ihr Müsli essen, vielleicht mittags einen schönen großen Salat und abends Ihr rustikal grobes Vollkornbrot genießen, dann klingt das sicher sehr gesund. Die entscheidende Frage lautet aber: Sieht das Ihr Darm auch so? Was uns gut schmeckt müssen wir noch lange nicht gut verdauen oder vertragen. Kommen beispielsweise die vielen z.T. rohen Ballaststoffe aus Vollkorn oder Salaten in unseren Darm, dann können wir die nur gut verdauen, wenn wir im Darm einen ausreichenden Bestand an Laktobazillen und Bifidobakterien haben. Es wird in der Medizin und ganz besonders in der Ernährungslehre gern übersehen, dass wir Menschen ohne die Mithilfe dieser Darmbakterien absolut außer Stande wären Ballaststoffe zu verdauen! Wissen Sie, ob Sie genügend dieser Bakterien in Ihrem Darm haben? Wenn Sie unter chronischen Bauchproblemen leiden, dann sollten Sie sich diese Frage stellen. Probieren Sie es aus, ob Sie statt Rohkost mit gedünstetem Gemüse und statt Vollkorn besser mit fein geschroteten oder weißen Mehlen besser zu Recht kommen.
Sie sehen, es ist eine irrige Annahme, dass das rohe Gemüse und auch das frische Obst in jedem Fall das Gesündere ist.
Was gesund ist, muß für jeden Mensch individuell entschieden werden! Es ist absolut sinnlos sich mit anderen Personen und deren Kost- und Lebensweise zu vergleichen. Die einen essen täglich bei McDonalds und abends Chips und fühlen sich wohl und die anderen essen nur frische Lebensmittel und alles Bio und fühlen sich schrecklich.
Allein durch eine Spezial-Stuhldiagnostik in einem Fachlabor und eine Untersuchung auf erworbene Nahrungsmittel- Intoleranzen bzw. – Allergien können Verdauungs-störungen und ihre ganzkörperlichen Folgen aufgeklärt werden. Weitere Erklärungen finden Sie im Kapitel Behandlung/Diagnostik