Ernährungseinflüsse auf das Darmkrebsrisiko

 

Wenn Sie auf dieser Seite von mir eine Auflistung krebserzeugender Lebensmittel erwarten, muß ich Sie leider herb enttäuschen. So wie es keine generell gesunden Lebensmittel gibt, so gibt es auch keine sicher krebserzeugenden. Und wer glaubt, daß der „Fleischfresser“ eher Krebs bekommt und der Veganer davor geschützt ist, der ist ebenfalls auf dem Holzweg.

Zu diesem Thema gibt es unzählige Studien, die aber alle strengen wissenschaftlichen Kriterien nicht standhalten. Wußten Sie, daß es in der Ernährungswissenschaft weltweit nicht eine einzige Studie gibt, die absolut sicher beweist, daß Fleisch und Wurstwaren Krebs erzeugen und Gemüse ganz sicher vor Krebs schützen!
Und wenn Sie einen Moment nachdenken, dann muß Ihnen auch klar werden, warum das gar nicht möglich ist. Einerseits gibt es eine unüberschaubare Zahl schwacher statistischer Zusammenhänge, weil jeder von uns nun einmal ein Individuum mit seiner eigenen spezifischen Lebensweise ist. Andererseits lassen sich in einer noch so hochwertigen Studie keine harten Daten erfassen, weil alle Ernährungsstudien sich auf die Eigenangaben der Probanden verlassen müssen, die aber leider niemals überprüfbar sind!
Kurzum, es gibt einfach keine Ursache-Wirkungs-Belege. Alle bisherigen Studien berufen sich auf gewisse Korrelationen, die es aber nur im Konjunktiv gibt. Wenn man also in wissenschaftlichen Veröffentlichungen liest, daß über 30% der Krebserkrankungen ernährungsbedingt sein sollen – dann ist das keine bewiesene Tatsache, sondern eine auf allgemeinen Statistiken und Korrelationen beruhende Annahme! Das gilt übrigens auch für das Dickdarmkarzinom (Colon-, Sigma- und Rectum-Ca), das mit einer noch höheren Wahrscheinlichkeit von Ernährungsfehlern abhängen soll. Ich bin mir allerdings schon lange sicher, daß hier die Rolle des Darmmikrobioms bedeutsamer ist als die der Kost.
Diese Annahme finde ich in letzter Zeit immer mehr in neuen Studienergebnissen und in den Daten des Sterberegisters bestätigt. Es ist nämlich in erschreckendem Maße zu beobachten, daß immer jüngere Menschen an Krebs erkranken. Laut Deutschem Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat das Dickdarmkarzinom deutlich zugenommen und findet sich bei 14% der Erkrankten, die unter 55 Jahre alt sind. Seit den 1990er-Jahren werden insbesondere die in jüngeren Jahren beobachteten Krebserkrankungen immer häufiger. Laut Veröffentlichungen der renommierten Harvard Medical School in Boston werden interessanterweise neben diversen Ursachen vor allem Störungen des Darmmikrobioms schon von Geburt an als Ursache diskutiert! Hört, hört, welch eine gedankliche Wende in der Universitären Medizin! Was wir mikroökologisch denkenden Ärzte und Heilpraktiker schon über 2 Jahrzehnte postulieren, wird nun von Harvard ernstlich erwogen!

Lassen Sie uns einen Moment fragen, wie es überhaupt zu dem Dogma kam, Fleisch und Fleischprodukte seien potentiell krebserregend. Dieses leidige Thema begann im Jahr 2015 richtig hochzukochen, als die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Pressemeldung mit dieser Behauptung veröffentlichte. Dieser Meldung lagen 10 Beobachtungsstudien (sog. Kohorten-Studien) zu Grunde. Dabei muß man wissen, daß Kohortenstudien über viele Jahre angelegt sind und in der Zeit viele störende Einflußfaktoren die Ergebnisse verfälschen können. Die Schlußfolgerung der WHO steht also auf sehr schwachen Füßen. Aber wie das bei gut promoteten Sensations-Pressemeldungen nun einmal so ist, Negativmeldungen verbreiten sich schnell und werden oft kritiklos geglaubt, besonders bei der so bekannter Quelle wie der WHO.

Also lassen Sie uns zum Thema Ernährung und Krebs (insbes. Darmkrebs) lieber die Fakten anschauen, die nun wirklich bewiesen sind.
Es gibt keinen Zweifel, daß in verarbeiteten Fleischprodukten wie Wurstwaren Nitrate und Nitrite als sog. Pökelsalze zugesetzt sind, die bei Erhitzung und Verarbeitung karzinogene Nitrosamine entstehen lassen können. Das ist eine Tatsache. Bei wem und unter welchen Umständen das aber zur Tumorbildung führt, weiß man definitiv nicht! Mein Großvater hat auf seinem Bauernhof tagtäglich reichlich nitrithaltige Wurst gegessen und ist nach 95 Jahren krebsfrei an Altersschwäche gestorben. Er hat nie Antibiotika bekommen und nur selbst erzeugte Nahrungsmittel gegessen. Sie sehen, das will alles nichts heißen. Es ist alles individuelles Schicksal!
Ebenfalls bewiesen ist, daß in vielen Gemüsearten u.a. Phytosterine und Saponine enthalten sind, die potentiell Tumorzellen am Wachstum hindern können. Ob sie es im Einzelfall aber auch tun, wissen wir nicht. Die allgemeine Behauptung, Gemüse schützen vor Krebs, ist so nicht haltbar! Selbstverständlich kann man auch bei reichlichem Genuß von Gemüse an Krebs erkranken, statistisch soll jedoch die Krebs

wahrscheinlichkeit ohne Gemüse ca. 30% höher sein – wohlbemerkt rein statistisch!
Übrigens sind Rucola, Spinat, Kohlrabi, Rote Beete und Rettich nitrathaltig und bei unsachgemäßer Lagerung auch nitrithaltig.

Kommen wir nun zu der großen Unbekannten in der Rechnung der Krebswahrscheinlichkeiten, die eine sichere Aussage in jeder Studie auch in Zukunft unmöglich machen wird – unser Darm-Mikrobiom!

Man sagt, es sei so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Mehrere Hundert Billionen Bakterien, Hunderte von Bakterienarten in einer individuellen Zusammensetzung, die je nachdem, wie wir uns und sie ernähren, unterschiedlich agieren.

Wenn von der Wissenschaft immer häufiger eine Mikrobiomstörung als Verursacher auch bei immer jüngeren Menschen angenommen wird, dann sind es nicht die Bakterien selbst, sondern deren kanzerogenen Stoffwechselprodukte. Von Fäulniskeimen gebildete Stoffe wie beispielsweise Cresole sind bakterielle Toxine, die potentiell auch Dickdarmkarzinome erzeugen können. Hier wirken also nicht spezielle Nahrungsmittel tumorerzeugend, sondern die Darmbakterien im Rahmen eines Fäulnisprozesses. Erklärungsversuche, warum die Mikrobiomstörungen möglicherweise schon in der Kindheit der Grund für immer jüngere Krebskranke sein könnten, finden sich bei frühen Kostfehlern (Fertignahrungsmittel, Kohlenhydratüberangebot u.a.), Antibiotika, Streß etc.
Wenn wir also allein die vielfältigen Mikrobiomstörungen im Darm bedenken und berücksichtigen, daß Fäulnisbakterien dort das Eiweiß gesunder Gemüse in einem Fäulnisprozeß in kanzerogenes Cresol wandeln können, dann ist u.U. der Veganer eher tumorgefährdet als der Gemischtköstler mit seiner Wurst und einem intakten Mikrobiom.

Sie sehen, selbst der erfahrenste Ernährungswissenschaftler kann uns immer nur sagen, was gesund auf den Teller kommen sollte, aber nicht, was unser Mikrobiom daraus macht! Und kein Onkologe wird uns deshalb individuell voraussagen können, ob wir ernährungsbedingt an Krebs erkranken werden.

Ich empfehle meinen Patienten ganz undogmatisch eine mediterrane Mischkost, die einem schmeckt und die man genießen kann. Nur die mit Genuß verzehrten Speisen verdauen wir auch gut und werden nicht zum Futter für Fäulniskeime.