Vor diesem „Alien“ SARS-Coronavirus, das sich unabhängig von Zeit und Raum stets mutierend weltweit verbreitet, müssen wir uns schützen. Darum denke ich, daß es zumindest unter vernünftig denkenden Menschen keinerlei Zweifel an der Notwendigkeit der Impfungen gegen Covid-19-Infektionen geben sollte.
Da die Antikörperbildung nach der Grundimmunisierung nur eine begrenzte Zeit von ca. 6 Monaten ausreichenden Schutz bietet, ist auch die Booster-Impfung (Auffrischimpfung) sinnvoll und notwendig. Auch wenn kontrollierende Antikörperbestimmungen allzu selten in Arztpraxen durchgeführt werden, so zeigen doch die Ergebnisse klinischer Studien einen deutlich stärkeren Antikörperanstieg durch die Boosterung, als zuvor durch die Grundimmunisierung. So weit, so gut!
Doch nun gibt es die Empfehlungen seitens des RKI und der Bundesregierung im Abstand von 6 Monaten eine 2. Booster-Impfung durchführen zu lassen, obgleich sie vielleicht noch nicht nötig ist. Denn eine Bestimmung der Abwehrlage durch Messung der Antikörper und der Aktivität der Immunzellen erfolgt außerhalb der Studien in Praxen und Kliniken in der Regel nicht. Wir Therapeuten im Ahrensburger Naturheilzentrum bestimmen sehr konsequent die individuellen Antikörpertiter mittels Laboranalyse oder mit einem eigens dafür angeschafften Analysegerät, das in 15 Minuten das Meßergebnis präsentiert. Auch wenn wir bei dem doch relativ kleinen Patientenkreis keine repräsentativen Ergebnisse erwarten dürfen, so überrascht doch die große Streubreite der Ergebnisse. Offiziell geht man heute davon aus, daß ein guter Impfschutz bei einem Antikörpermeßwert von mehr als 1000 BAU/ml besteht. Bei den von uns untersuchten Patienten, die Ihre 1. Booster-Impfung vor 4 -6 Monaten erhalten haben, streuten die Ergebnisse zwischen 470 und 21500 BAU/ml!!! Im Durchschnitt fanden wir Meßwerte zwischen 2-3000 BAU/ml.
Man braucht nicht Medizin studiert haben, um ernsthafte Zweifel an einer Regelboosterung nach 6 Monaten zu haben.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, daß wir in der Medizin bei noch keiner Impfung während einer Epi- oder Pandemie im halbjährlichen Abstand wiederholt geboostert haben! Wir haben in der Medizin einfach noch keine Erfahrungen damit!
Gehen wir weiterhin davon aus, daß die meisten Menschen ohne Antikörperbestimmung regelmäßig in halbjährlichen Abstand eine Booster-Impfung erhalten, dann müssen wir uns fragen, wie unser Immunsystem darauf reagiert.
Ein mögliches (1) und ein denkbares (2) Szenario möchte ich vorstellen:

1. Erschöpfen wiederholte Booster-Impfungen unser Immunsystem?

Es hört sich sehr beruhigend an, wenn die Impfungen unseren Organismus zur Bildung von schützenden Antikörpern bewegen. Nur wer weiß, wie unser Immunsystem diesen Impfreiz beantwortet. Reagiert es womöglich wie bei einem Allergiker, in dem es übertrieben seine Antikörperbildung forciert? Oder habe ich eine schwache Immunantwort, weil mein Immunsystem die Impfung nicht ernst nimmt? Was ist aber, wenn die wiederholten Impfungen unser Immunsystem schwächen? In diesem Fall spricht man von einer T-Zellen-Anergie, einer fehlenden Reaktion auf einen Erreger, wobei das Immunsystem abgeschaltet wird.

Israel ist das z.Zt. einzige Land, daß flächendeckend die 2. Booster-Impfung anbietet. Erste Ergebnisse lassen vermuten, daß diese 4. Impfung nicht den erwarteten Erfolg im Sinne weiterer Antikörperbildung bringt. Marco Cavaleri, verantwortlich für die Impfstoffstrategie der Europäischen Arzneimittel-Agentur, sagte bei einer Pressekonferenz, es gebe keine Daten, die die breite Wirksamkeit der vierten Impfung untermauern. Cavaleri verwies nicht nur auf fehlende Daten über die Wirksamkeit mehrerer Auffrischungsimpfungen, sondern sagte auch, dass sich häufige Auffrischungen möglicherweise negativ auf die Immunreaktion gegen COVID-19 auswirken könnten. Es könne zu einer „Ermüdung (der Immunität) der Bevölkerung“ führen, die bereits mehrere Impfungen erhalten hat.
Es besteht die Befürchtung, daß der wiederholte Kontakt mit Antigenen, wie sie in Impfstoffen enthalten sind, zu einer T-Zellen-Anergie führen kann, vermutet Sarah Fortune, Professorin an der Harvard TH Chan School of Public Health, Abteilung für Immunologie und Infektionskrankheiten.
Eine T-Zellen-Anergie ist im normalen Alltag des Immunsystems außerhalb von Infekten ein Schutzmechanismus, der verhindern soll, dass die T-Zellen (vielleicht vor Langerweile) den eigenen Körper angreifen. Sie schützt uns also vor unserem eigenen Immunsystem bzw. dem Entstehen einer Autoimmunerkrankung.

Wohl bemerkt beziehen sich die obigen Daten auf die 2. Booster-Impfung ohne Kenntnis der immunologischen Ausgangslage. Finden sich bei Ihnen ca. 6 Monate nach der ersten Booster Impfung Covid-19-Antikörper deutlich unter 1000 BAU/ml, sollten Sie eine weitere Booster Impfung zu Recht erwägen.

2. Lassen wiederholte Booster Impfungen unser Immunsystem überdrehen?

In Vorbereitung zu einem Ärzteseminar zum Thema Autoimmunerkrankungen stellte ich mir diese Frage. Es ist mittlerweile unbestritten, daß Störungen des Mikrobioms das darmwandständige Immunsystem so aufbringen können, daß sich daraus diverse Autoimmunerkrankungen wie z.B. Rheuma entwickeln können.
Warum sollte dann nicht auch das wiederholte Boostern den gleichen Effekt haben?
Immerhin haben wir keinerlei Erkenntnisse darüber, weil wir noch nie gegen eine Infektionskrankheit in dieser hohen Frequenz Booster Impfungen bei permanenter Präsenz des Erregers durchgeführt haben. Sie mögen vielleicht entgegnen, daß die Impfungen gegen Influenza immerhin auch jährlich durchgeführt werden und wohl keine Autoimmunreaktionen auslösen. Das ist richtig, bedenken Sie aber, daß das Influenzavirus nur eine begrenzte Zeit des Jahres virulent ist. Hier besteht also kein 12-monatiger Dauerreiz für das Immunsystem!
Meine berechtigte Sorge ist, daß wir in einen guten oder sehr guten Immunschutz gegen das Covid-19-Virus hinein boostern. Vielleicht fährt unser Immunsystem schon Vollgas links auf der Autobahn. Und nun droht die Überhitzung des Motors. Könnte das nicht sein? Gänzlich abwegig finde ich diesen Gedanken jedenfalls nicht.

Aber für beide Szenarien gibt es doch eine sehr simple Lösung. Beide Szenarien sind doch nur möglich bzw. denkbar, weil wir unseren Impfstatus zum Zeitpunkt der Booster Impfung nicht kennen! Um bei dem obigen Bild zu bleiben, wir wissen nicht, ob unser Motor kurz vor dem Absaufen oder schon am Überdrehen ist.

Darum kann ich Ihnen nur dringlichst raten, sich vor einer anstehenden Booster Impfung den Covid-19-Antikörperstatus bestimmen zu lassen. Auch wenn die gesetzlichen Krankenkassen meist die Kosten für den Test nicht tragen, sollte Ihnen Ihre Gesundheit ca. 25€ wert sein.

Und damit Sie nach Erhalt des Laborergebnisses richtig entscheiden können, sind hier meine persönlichen Anwendungshinweise gemäß den Meßwerten:
Weniger als 1000 BAU/ml = Booster Impfung durchführen
1000 – 3000 BAU/ml = Booster Impfung empfohlen
Über 4000 BAU/ml = Booster Impfung erst nach Absinken der Meßwerte