Entzündungsreaktionen in unserem Körper sind zweifellos eine nützliche und lebensnotwendige Reaktion unseres Immunsystems. Wir würden wahrscheinlich schon an kleinen Wunden versterben, wenn nicht im Rahmen einer Entzündungsreaktion die Blutgefäße für unsere eilends herbeigerufenen weißen Blutkörperchen wie Expresswege weitgestellt würden. Die entzündliche Rötung um eine Wunde ist Teil einer Heilreaktion und somit etwas Gutes!
Problematisch wird es erst, wenn Entzündungen ohne ersichtlichen Grund auftreten, chronifizieren und zum lästigen Lebensbegleiter werden.

Schon lange ist bekannt, das unser Organismus mittels Gewebshormonen, sog. Prostaglandinen, Entzündungen steuert. Es gibt entzündungshemmende und fördernde Prostaglandine, die miteinander im Gleichgewicht für Stabilität sorgen. Überwiegen längerfristig die fördernden, entstehen chronische Entzündungen.

Und hier kommt unsere Kost ins Spiel. Denn bestimmte Stoffe in unserer Nahrung können die Prostaglandinaktivität beeinflussen. Während z.B. die Omega-3-Fettsäuren (z.B. in Leinöl, Rapsöl, Lachs, Hering, Makrele) einen deutlich entzündungshemmenden Einfluß haben, lassen Omega-6-Fettsäuren schnell einmal die entzündungsfördernden Prostaglandine aktiv werden. Das gilt besonders dann, wenn wir im Verhältnis mehr Omega-6- als Omega-3- Fettsäuren zu uns nehmen. Und hier spielt in hohem Maße die sog. Arachidonsäure eine entscheidende Rolle. Besonders enthalten in Innereien, Eigelb und tierischen Fetten (Butter, Sahne, Speck, Schmalz, Wurst, Käse) fördert sie im Übermaß gegessen Rheuma, Asthma, unspezifische Schmerzen und Bluthochdruck. Aber auch die übrigen Omega-6- Fettsäuren pflanzlichen Ursprungs (z.B. Öle von Sonnenblumen, Soja oder Maiskeimen; Nüsse und Samen; Getreide) können entzündungsfördernd wirken.
Angesichts dieser doch gesunden pflanzlichen Nahrungsmitteln muß man sich doch fragen, was man dann noch essen darf. Aber so ist es nun auch nicht.

Entscheidend ist das Verhältnis von Omega-3/6- Fettsäuren, wie wir es in einer ausgewogenen Kost finden. Nur leider essen die wenigsten von uns ausgewogen!
Interessanterweise hatten unsere Vorfahren nachweislich kein Problem damit. Heute übersteigen die Omega-6-Fettsäuren den Anteil der Omega-3-Fettsäuren um ein Vielfaches. Dabei spielen einerseits der hohe Verbrauch pflanzlicher Öle und Getreide eine Rolle. Andererseits führen die Fütterung des Milch- und Schlachtviehs mit Getreide statt mit Gras und Heu zu höherem Omega-6-Säureanteil in Fleisch und Milch.
Oh ja, die Zusammenhänge sind allzu komplex, als unsere Nahrungsmittel einfach in gesund und ungesund zu klassifizieren.

An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen, die eindeutig entzündungshemmende Wirkung unseres Darmmikrobioms zu erwähnen – wenn es intakt ist! So stabilisieren gewünschte Darmbakterien unsere Darmschleimhaut und gleichzeitig unser gesamtes Immunsystem und hindern es an übertriebenen Entzündungsreaktionen

Mein Rat:
Generell entzündungshemmend wirken Früchte und Gemüse, Knoblauch, Oregano, Thymian, grün- und Schwarztee sowie die Omega-3-Fettsäuren im fettreichen Fisch und in guten Ölen.
Wenn man dann den Genuß von tierischen Fetten, Fleisch und Wurstwaren einschränkt und Getreide nicht im Übermaß zu sich nimmt, dann sollte sich ohne große Mühe ein gesundes Verhältnis der Fettsäuren einstellen.
Und im übrigen besteht immer die Möglichkeit einer Laboranalyse Ihrer Fettsäuren.

Und wir Therapeuten sollten nicht nur diese Erkenntnisse in unsere Patientenberatungen einfließen lassen, sondern doch vermehrt die Fettsäuren-Analyse aus dem Serum anbieten. Bekanntlich können die Ernährungsangaben unserer Patienten über den tatsächlichen Bedarf hinwegtäuschen.