Neuste Studienergebnisse (Ergebnisse aus deutschen Kohortenstudien analysiert an der Universitätsklinik Essen) zeigen, daß überraschend viele Menschen unbemerkt an einer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) leiden. Man kann davon ausgehen, daß das schon ab dem 40. Lebensjahr immerhin auf ca. 40% zutrifft! Damit ist die Niereninsuffizienz in dieser Altersgruppe nahezu ebenso häufig, wie Diabetes mellitus und die Koronare Herzkrankheit! Unbemerkt bleibt es deshalb, weil zumindest in den ersten zwei der insgesamt vier Schweregraden die Niereninsuffizienz keine nennenswerten Beschwerden auslöst.
Und selbst wenn es beim Fortschreiten der Erkrankung zu Symptomen kommt, sind die eher allgemein körperlicher Art und weit entfernt von den Nieren. Anfängliche Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schwindel, später Ödeme, Mißempfindungen, Juckreiz etc. lassen selbst bei Therapeuten nicht primär an die Nieren denken.
Aber diese Situation haben wir häufig in der Medizin. Denken Sie beispielsweise an erhöhten Blutzucker, erhöhtes Cholesterin oder auch an den Bluthochdruck. Auch hier merken wir in den Anfängen nichts vom drohenden späteren Unheil. Ebenso beginnen hier die Erkrankungen eher mit unspezifischen Symptomen wie Leistungsminderung etc.
Bei all diesen Erkrankungen führen erst entsprechende Messungen zur Diagnose, vorausgesetzt man hat an sie überhaupt gedacht.
Ein weiteres interessantes Detail förderten die Studien zutage. Obgleich Frauen sich definitiv mehr um ihre Gesundheit sorgen und dem entsprechend häufiger Vorsorge betreiben als Männer, wissen Frauen deutlich seltener von ihrer beginnenden oder sogar schon bestehenden Niereninsuffizienz. Da Männer ein deutlich höheres Risiko für ein Nierenversagen haben, vermuten Epidemiologen, daß männliche Ärzte aus diesem Grund bei Männern die Nierenwerte konsequenter untersuchen. Vielleicht nehmen männliche Ärzte auch einfach an, daß Männer grundsätzlich gefährdeter sind, als Frauen. So haben Studien auch gezeigt, daß bei Hochdruckpatientinnen seltener nach Risikofaktoren gesucht wird, als bei Männern. Und das wahrscheinlich nur, weil Frauen etwas seltener am Herzinfarkt erkranken.
Mein Rat:
Die aktuellen Studienergebnisse sollten uns schon nachdenklich werden lassen und spätestens ab dem 40. Lebensjahr sollten alle zumindest einmal jährlich u.a. ihre Nierenwerte (Kreatinin bzw. Cystatin, Glomeruläre Filtrationsrate GFR und Harnstoff) und den Blutdruck kontrollieren lassen.