Die sogenannten Leitlinien erscheinen wie der heilige Gral in der Medizin. Sie sind gedacht, die Qualität in der Medizin zu optimieren und zu standardisieren, wirken aber wie ein Heckenschnitt für alles Neue oder nicht wissenschaftlich bis in letzte Bewiesene. So ergeht es auch den Stuhltests zur Analyse des Mikrobioms, die noch immer von so renommierten Gastroenterologen wie beispielsweise Prof. Storr, der sich auch noch ausgerechnet in der fachärztlichen Fortbildung CME (Continuing Medical Education) engagiert, für unsinnig und überflüssig erklärt werden. Ungeachtet aller Erfahrungen wird argumentiert, daß trotz aller modernen zertifizierten Labordiagnostik immer noch die wissenschaftliche Validierung fehle. Mit anderen Worten, wir wissen schon sehr viel, dürfen es aber noch nicht anwenden und dürfen es auch den Krankenversicherungen nicht anlasten, weil noch einige Beweise fehlen.

Das Aberwitzige ist aber, daß derselbe Gastroenterologe und so manch anderer Kollege mit ihm die Stuhltransplantationen bei bestimmten Darmerkrankungen befürworten. Diese m.E. mehr als problematische Therapie ist aber aus rechtlichen und ethischen Gründen nur nach ausführlicher Voruntersuchung von Spender und Empfänger möglich. Und was meinen Sie, anhand welcher mikrobiologischer und biochemischer Daten das überhaupt möglich ist? Richtig, das ist nur mit den von uns täglich verwendeten Stuhltests möglich!!!

Sie sehen, hier spielt sich eine seltsame Farce ab, über die man schmunzeln könnte, wenn sie sich nicht auf dem Rücken sehr sehr vieler Kranker abspielen würde.
Lassen Sie sich nicht beirren, denn jahrzehntelange Erfahrung weiß es hier wirklich besser.

Was sagt man über die Wahrheit des Neuen: „Erst wird sie belächelt, dann bekämpft und später auf einmal für das normalste der Welt gehalten“.
Mit den Stuhlanalysen und der Mikroökologischen Diagnostik und Therapie sind wir offensichtlich noch auf dem Wege.

Nehmen wir uns ein Beispiel an der Klostermedizin. Hildegard von Bingen hat Heilmethoden gefunden, die bis heute Bestand haben – und wie selbstverständlich auch ohne zwingende wissenschaftliche Studien zum Wirknachweis. Die heilsame Anwendung von Digitalis gegen Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen erfolgt ohne jegliche Studien seit dem 18. Jahrhundert. Allein die ärztliche Erfahrung dieses sehr giftigen Fingerhutpräparates hat viele Leben gerettet.

Nun aber noch einmal zu den heutigen Stuhltests und deren Ergebnissen. Natürlich sollte Therapeut und Patient klar sein, daß es bei der extrem hohen Keimzahl (mehrere hundert Billionen) und der hohen Vermehrungsrate innerhalb unseres Mikrobioms nicht auf die exakt gemessene Zahl ankommt. Würde man im Wochenabstand Proben untersuchen, würden sie immer innerhalb gewisser Grenzen variieren. Das ist normal und sollte jeder Therapeut wissen. Aber es geht hier nicht um das alleinige zählen von Kulturen. Wir wollen das ökologische System im Darm verstehen, also die Verhältnisse von gewünschten zu störenden oder krankmachenden Keimen. Wir wollen das Milieu verstehen und mit möglichst biologischen Mitteln verändern. Hier geht es nicht darum, den Mangel an gewünschten Kulturen zu bestimmen und dann mit Probiotika einfach auszugleichen. Das wäre wahrlich zu kurz gesprungen und würde der Kritik vieler Gastroenterologen nur Vorschub leisten.

Mein Rat an Patienten:

Vertrauen Sie der jahrzehntelangen Erfahrung der Ärzte und Heilpraktiker, die mit viel Geduld und Akribie die Diagnostik und Therapie des Mikroökologischen Systems soweit verfeinert haben, daß meistens heutige Studien im Nachherein nur die wissenschaftlichen Beweise liefern, für das, was wir Therapeuten schon so lange erfolgreich empirisch anwenden!

Mein Rat an Therapeuten:

Lassen Sie sich bitte nicht von Leitlinien und medizinischer Evidenz in Ihrer Behandlung verunsichern. Es wird vermutlich noch sehr lange dauern, bis auch namhafte Gastroenterologen den Mut finden werden unseren Weg zu akzeptieren.