Im Hamburger Abendblatt behauptet der Ernährungs-Doc Dr. Matthias Riedl, die Unverträglichkeit von Salat am Abend sei eine Mär. Diese Aussage darf nicht unwidersprochen bleiben. Meinen Leserbrief an die Redaktion lesen Sie hier:

In der Ausgabe Nr. 73 des Hamburger Abendblattes vom 28.3.22 schrieb Dr. Matthias Riedl im Artikel “Wie viel Gemüse brauchen wir“, daß es eine Mär sei Salat abends schlecht zu vertragen. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Behandlung mikroökologischer Darmstörungen muß ich dieser Aussage vehement widersprechen.
Gewiß vertragen an ballaststoffreiche Ernährung gewöhnte Menschen auch einen Salat am Abend, weil sie sich mit dieser Ernährung einen guten Stamm ballaststoffspaltender Kulturen im Darm angezüchtet haben. Und die bewältigen auch den Salat zu einer Zeit, in der am Abend unser vegetatives Nervensystem den Verdauungstrakt auf Feierabend schaltet.
Es wäre gewiß wünschenswert, wir alle äßen täglich ca. 500g Gemüse. Die Realität sieht aber doch ganz anders aus. Ein Großteil zumindest der Berufstätigen ernährt sich von Müsli oder Brot am Morgen, belegten Broten am Mittag und bestenfalls abends von warmem Essen u.U. mit gedünstetem Gemüse. Eine Kostform, bei der sich beim besten Willen kein starkes ballaststoffspaltendes Mikrobiom entwickeln kann. Wenn man diesen Menschen einen noch so vitalstoffreichen Salat am Abend anbietet, ist das Verdauungssystem überfordert.
Täglich sehe ich Patienten in der Praxis, deren Bauchbeschwerden allein dadurch schon gemindert sind, daß sie statt Salat gedünstetes Gemüse verzehren. Der große Unterschied liegt in der besseren Verdaubarkeit der durch die Erhitzung aufgequollenen Rohfasern.
Ohne die ballaststoffspaltenden Kulturen wird der Salat vergären. Blähbauch, Völlegefühl und Schlafstörungen sind ebenso die Folge, wie eine Abgeschlagenheit am Morgen danach.
Die Konsequenz: Besser keinen Salat am Abend, denn die sprichwörtliche Unverträglichkeit ist eben doch keine Mär!