Der Zusammenhang von Mikrobiom- und Hirnentwicklung ist zunächst keine neue Erkenntnis. In der Wissenschaft ist man sich schon länger darüber im Klaren, daß es im Vergleich zu anderen Lebewesen bei uns Menschen eine auffallende Korrelation zwischen der Diversität unseres Mikrobioms und der Komplexität unseres Gehirns gibt. Mit anderen Worten, daß wir Menschen uns so weit im Tierreich entwickeln konnten, haben wir u.a. dem Artenreichtum unserer Darmbakterien zu verdanken. Unklar war jedoch bisher, welche Bakterienstämme auch auf unsere Intelligenz Einfluß nehmen und wie unser Stoffwechsel darauf reagiert.
Nun liegen erste sensationelle Ergebnisse einer sehr groß angelegten Studie aus der Xi´an Jiaotong Universität in China vor, die einerseits die Stämme Fusicatenibacter und Oxalobacter als einflußreiche Kulturen für unsere Hirnfunktion benennen. Andererseits – fast noch wichtiger – werden die menschlichen Gene beschrieben, die dafür sorgen, daß sich die Bakterien bei uns auch wohl fühlen. Welch ein Fortschritt in der Wissenschaft!

Uns Therapeuten, die Mikroökologische Darmtherapie betreiben, ist schon lange bewußt, daß es neben einer immunologischen Abwehr unserer Darmschleimhaut gegenüber krankmachenden Keimen auch einen Mechanismus geben muß, der unseren gewünschten Kulturen ein ungestörtes Dasein sichert. Dank dieser beeindruckenden Studie lernen wir, daß wir tatsächlich mit unseren speziellen Genen intelligenzfördernden Bakterien den Weg ebnen – immer vorausgesetzt, daß die Zusammensetzung des Mikrobioms deren Existenz auch zuläßt.

Wenn man diese neuen Erkenntnisse einmal weiterdenkt, dann dürfen wir zurecht annehmen, daß womöglich die gesamte Ordnung zumindest für unsere ca. 160 Stammkeimarten genetisch programmiert ist. Das würde erklären, warum ungeachtet der unendlich vielen Bakterienarten in unserer Umwelt bestimmte Arten uns immer besiedeln.
Welch ein eigentlich intelligenter Plan der Natur! Dummerweise ließ uns diese Intelligenz Desinfektionsmittel, Säureblocker, Antibiotika und konfektionierte Kost erfinden, die das gut geplante Mikrobiomgefüge wieder ins Wanken bringen. Welche Ironie des Schicksals.

Meine Erkenntnis:
Nicht nur das genetische Erbe und unsere Lebensweise, sondern vor allem die Zusammensetzung unserer Darmbakterien vom ersten Lebenstag an entscheiden über Gesundheit oder Krankheit und über gute oder schlechte Hirnfunktion.

Mein Rat:
Begegnen wir unserem Mikrobiom mit Respekt und Wertschätzung und treten es nicht mit Medikamenten oder schlechter Kost mit Füßen!