Wer kennt nicht die oft gebetsmühlenartig gestellte Frage „waren sie schon bei der Darmspiegelung“, so penetrant vorgetragen, als wäre der Darmkrebs sonst ein unvermeidliches Schicksal. Ich bin sicher, daß die meisten Ärzte davon überzeugt sind, zumal die internistischen und gastroenterologischen Fachgesellschaften stets auf die zwingende Notwendigkeit der Darmspiegelung auf Kongressen und in Fachzeitschriften hinweisen. Bekanntlich wird selbst im Fernsehen dafür geworben.
Nun wird eine Empfehlung nicht dadurch richtig, in dem man sie oft genug wiederholt. Ich wünschte mir auch in der Medizin mehr Kritikfähigkeit. Es kann nichts schaden Althergebrachtes zu hinterfragen. Immerhin empfahl man auch Jahrzehnte den Genuß von Spinat wegen seines hohen Eisengehaltes. Später erkannte man den Rechenfehler und plötzlich galt die Empfehlung nicht mehr.
Ganz ähnlich muß man nun nach den Ergebnissen großangelegter Studien den Wert der Darmspiegelungen betrachten. Eine aktuelle Studie, im Oktober im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht, ergab vor allem für die Gastroenterologen völlig überraschend nur einen minimalen Unterschied zwischen koloskopierten und nicht koloskopierten Patienten. Während 0,28% der vorsorglich koloskopierten Patienten in den folgenden 10 Jahren an Darmkrebs erkrankten, waren es nur unwesentlich mehr 0,31% der nicht koloskopierten.
Wenn man dann bedenkt, daß die Darmspiegelung laut einer sehr groß angelegten Studie 2018 an der Universität von North Dakota ergab, daß die Gefahr einer Appendizitis (Blinddarmentzündung) um das Vierfache u.a. durch die Störung des Mikrobioms steigt, dann ist der Wert dieser Vorsorgemaßnahme doch sehr fraglich.
Selbstverständlich möchte ich mit diesem Newsletter keinesfalls generell von der Koloskopie abraten. Sie ist eine äußerst wertvolle Untersuchungsmethode. Die Frage ist nur, aus welchen Gründen man sie einsetzt!

Hier nun mein Rat:

Die beste Prävention stellt ganz sicher die richtige Ernährung dar. Wenn wir die Transfette und Convenience-Produkte meiden und den Genuß von Fleisch und Zucker in Grenzen halten, ersparen wir unserem Darm viel Streß. Die mediterrane Ernährung mit Obst, Gemüse, Nüssen, Olivenöl, Fisch und wenig Fleisch dürfte die beste Empfehlung sein.
Außerdem gibt es sehr aussagefähige Stuhluntersuchungen zur Krebsvorsorge. Hervorheben möchte ich hier die neue Methode der molekulargenetischen Testung (z.B. „ColoAlert“ im Labor Ganzimmun), bei der man schon die Neigung zur Krebsbildung bestimmen kann!