Kann man das so kategorisch formulieren? Ganz sicher nicht! Wie viele Pressemeldungen und „Dr. Google-Artikel“ zeigen, bilden all diese Statements nur einen Teil der Wahrheit ab. Selbst die Fachwelt kann sich nicht absolut festlegen, weil es viel zu viele Variablen in der Rechnung gibt. Außerdem scheint die Krebsentwicklung vor allem von unserem Lebensstil und nicht so sehr von Einzelfaktoren abzuhängen.
Zu diesem Newsletter hat mich eine aktuelle Pressemeldung bewegt, in der berichtet wurde, daß angeblich auch Gemüse krebserregend sein kann. Welch verrückte Situation – das angeblich vor Krebs schützende Gemüse soll Krebs erzeugen?
Hier bedarf es dringend einer Klärung und Entwarnung. Nach meinen Recherchen basierte diese typische Pressemeldung auf einer (vielleicht mutwilligen) Fehldeutung der Aussage einiger Ernährungswissenschaftler. Sie weisen darauf hin, daß man auch an Krebs erkranken kann, wenn man ausreichend Obst und Gemüse ist. Allerdings sei das Krebsrisiko um ca. 30% erhöht, wenn man davon zu wenig verzehrt.
Eines möchte ich an dieser Stelle aber zu bedenken geben. „Das“ Gemüse ist ein sehr unscharfer Begriff, denn er berücksichtigt nicht, ob Bio oder aus konventionellem Anbau, mit Kunstdünger oder Gülle gedünkt, gegen Parasiten gespritzt u.v.m.
So könnte es also durchaus sein, daß eine mit kanzerogenen Pflanzenschutzmitteln behandelte Paprika aus großtechnischem Anbau eher langfristig krebserzeugend sein kann als Fleisch aus biologischer Landwirtschaft. Sie sehen, es ist kompliziert!
Gemüse ist nicht Gemüse und Fleisch ist nicht Fleisch! Auch hier gilt es zu berücksichtigen, welche Form der Tierhaltung, welches Futter, welche Parasitenmittel und Antibiotika angewendet werden. Bei einem Discount-Preis von wenigen Euro pro Kg Schweinefleisch brauchen Sie sich diese Frage allerdings erst gar nicht zu stellen.
Anders verhält es sich mit verarbeitetem Fleisch z.B. in Form von Wurstwaren. Hier muß man ungeachtet der Qualität bei täglichem Genuß mit einem bis zu. 25% erhöhten Krebsrisiko insbesondere für Colon-Ca (Dickdarmkrebs) und Pankreas-Ca (Bauchspeicheldrüsenkrebs) rechnen. Im Rahmen des Herstellungsprozesses entstehen durch Erhitzung und Haltbarmachung aus Nitriten kanzerogene heterocyclische Amine und Nitrosamine.
Um diesem ohnehin schon sehr komplexen Stoffwechselgeschehen noch die Krone aufzusetzen, möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, daß am Deutschen Krebsforschungszentrum schon vor Jahren ganz spezielle möglicherweise krebserzeugende Viren bei europäischen Rindern (in Fleisch und Milch) gefunden wurden, die man auch in menschlichen Darmtumoren nachweisen konnte. Aktuell forscht man dort am sog. BMMF – Boviner Meat and Milk Factor, (Erreger in Milch- und Fleischprodukten), der möglicherweise für die Entstehung von Darm- und Brustkrebs verantwortlich sein soll.
Aber was wäre ein Newsletter von mir ohne einen Hinweis auf den Darm und sein Mikrobiom. Keinesfalls dürfen wir bei der Auflistung der Krebsauslöser die Fäulnisprozesse im Darm vergessen. Bakterielle toxische Stoffwechselprodukte wie z.B. das L-Cresol können ebenfalls kanzerogen wirken! Nur ganz im Gegensatz zu den anderen Ursachen geht es hierbei nicht um ein spezielles Nahrungsmittel, da Fäulnisprozesse aus jedem eiweißhaltigen Nahrungsmittel entstehen können – also auch z.B. aus der absolut gesunden Biolinse!
Somit stellt sich unweigerlich die Frage, was man noch mit gutem Gewissen essen kann.
Mein Rat:
„Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird!“
Lassen Sie sich um Gottes Willen nicht den Genuß und die Freude am Essen verderben! All die oben aufgeführten Risikofaktoren sind stets mengenabhängig. Wie bei den Medikamenten, so macht auch bei den Nahrungsmitteln die Menge das Gift! In der Wissenschaft ist man sich weitgehend einig, daß eine tägliche Kost bestehend aus ca. 400g Obst und Gemüse, 30g Ballaststoffen, nativen Omega-3-haltigen Ölen und ca. 30 – 60g Fleisch bzw. Fisch, das allgemeine Krebsrisiko geringhält. Also eine gesunde Mischung mit dem Schwerpunkt Obst und Gemüse ist der richtige Weg. Meiden Sie Convenience-Produkte und essen verarbeitete Fleischwaren wirklich nur selten einmal zum Genuß. Wie gesagt, es kommt auf unseren Lebensstil an und nicht so sehr auf das einzelne Lebensmittel!