Das eigene Leben mit der richtigen Ernährung um Jahre verlängern zu können, das dürfte wohl für jeden verlockend erscheinen. Wenn es nach den Aussagen namhafter Ernährungswissenschaftler und Gerontologen wie Frau Prof. Kristina Norman an der Charite´ geht, gehört gar nicht viel dazu dieses Ziel zu erreichen. In einem unlängst im SPIEGEL veröffentlichen Artikel erklärte sie, daß wir dafür mit zunehmendem Alter anders essen müssen. Grundlage einer gesunden Ernährung für jedes Alter ist unbestritten die Mediterane Kost, die mit ihrem hohen Anteil an ballaststoff- und vitalstoffreichen Gemüse, leicht verdaubaren Kohlenhydraten und maßvollen Mengen Fleisch und Fisch antioxydativ und vor allem entzündungshemmend wirksam ist. Dieses spielt in zunehmendem Alter eine immer größere Rolle, wo die Gewebe nicht mehr so schnell regenerieren. Resveratrol im Rotwein oder das Allicin im Knobloch haben diese positiven Effekte ebenso wie Polyphenole und Carotinoide, die nur in pflanzlicher Kost zu finden sind.
Hier darf aber keinesfalls die wichtige Rolle unseres Mikrobioms vergessen werden. Im Alter droht u.a. die Arteriosklerose, der aber ein ungestörtes Mikrobiom entgegenwirken kann, in dem es Fäulniskeime in Schach hält. Letztere können Trimethylamin (TMA) bilden, das in der Leber zu arterioskleroseförderndem TMAO oxydiert werden kann. Ein stabiles Mikrobiom lebt von einer ballaststoffreichen (mediteranen) Kost und kann u.U. Arteriosklerose verhindern.
Richtig spannend wird es aus der Sicht des Mikrobioms, wenn die Gerontologen und Ernährungswissenschaftler für ein längeres Leben spätestens ab dem 65. Lebensjahr eine eiweißreichere Kost aus Fisch und vor allem Fleisch empfehlen. Fleisch im Gegensatz zu pflanzlichen Eiweißen, weil das tierische Aminosäurenmuster eher unserem menschlichen entspricht. Sollten Erwachsene vor dem 65. Lebensjahr möglichst nicht mehr als 0,8g/kg Körpergewicht täglich zu sich nehmen, wird den Senioren eher 1-1,5g/kg KGW empfohlen. Da die Menschen im Alter sich weniger bewegen bei gleicher Kost und Kostmenge wie in jüngeren Jahren, nimmt Fettgewebe zu und Muskelmasse sowie Eiweiß in den Organen ab. Bedingt durch die westliche Kost entstehen Fettstoffwechselstörungen und unterschwellige Entzündungsprozesse.
Aber was hat das mit dem Mikrobiom zu tun? Ganz einfach! Der erhöhte Eiweißkonsum im Alter wird nur dann ein Gewinn, wenn unsere Darmbakterien das auch zulassen. Eiweiße werden wir vermehrt im Alter benötigen und sie werden uns vielleicht länger leben lassen, wenn sie nicht von toxinbildenden Darmbakterien in Fäulnis übergehen. Denn tierische Eiweiße sind nicht generell problematisch, sondern das, was die Bakterien daraus machen.
Also sollte die Ernährungswissenschaft und Gerontologie immer auch die Bedeutung unseres Mikrobioms bei lebensverlängernden Ernährungsempfehlungen berücksichtigen!
Mein Rat:
Ernähren Sie sich mediteran mit einem pflanzlichen oder tierischen Eiweißanteil pro Tag von ca. 0,8g/kg KGW . Im Alter über 60 sollten Sie sich mehr bewegen und den Eiweißanteil aus Fleisch und Fisch pro Tag auf 1-1,5g/kg KGW erhöhen – und dabei unbedingt auf Ihr Mikrobiom achten. Dann werden Sie vielleicht deutlich länger leben dürfen.