Wie beim Thema Divertikulose beschrieben, ist ein Divertikel per se nur eine harmlose Ausstülpung von meist nur wenigen Millimeter Durchmesser in einem gesunden Darm.
Die Harmlosigkeit findet jedoch ein jähes Ende, wenn die Schleimhaut in und um den Divertikel entzündet und damit anschwillt. Und da die meisten Divertikel einen engeren Zugang haben, kann der sich durch die Schwellung verschließen. Nun ist der bakterienreiche Inhalt, der zuvor durch den freien Zugang sich stets austauschen konnte, in einem geschlossenen Raum gefangen. Man braucht nicht viel Phantasie sich vorzustellen, was bei 37 Grad Brutschranktemperatur mit einem bakteriengefüllten Raum geschieht. Es entsteht ein Abszeß, der jederzeit aufgrund der durch Entzündungen geschwächten Divertikelwand durchbrechen kann. Dabei ergießen sich Bakterien in die Bauchhöhle und lassen eine lebensbedrohliche Peritonitis (Bauchhöhlenentzündung) entstehen.
Klassisch schulmedizinische Behandlung nach Leitlinien
Die rechtzeitig erkannte Divertikulitis kann mit ganz speziellen Antibiotika und Kostreduktion beherrscht werden. Gemäß den Leitlinien in der Gastroenterologie richtet sich die Therapie gegen die Entzündung und gegen krankmachende Keime. Bei einer Divertikelruptur kann das Leben nur in der Klinik unter intensivmedizinischen Bedingungen operativ und antibiotisch gerettet werden.
All das liest sich dramatisch und schwebt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Patienten, die schon ein oder gar mehrere Divertikulitisschübe erlitten haben und denen eine Teilentfernung des kranken Darmes droht.
Ganzheitlich-mikroökologische Behandlung
Aber es gibt Hoffnung, wenn man nämlich ganzheitlich-mikroökologisch das Problem betrachtet und man sich nicht mit der leitliniengerechten Behandlung in der Schulmedizin zufrieden gibt. Die schulmedizinische Behandlung richtet sich gegen die Entzündung und gegen bestimmte Bakterien, nichts geschieht aber für die Schleimhautregeneration und für den Aufbau eines intakten Mikrobioms.
Die entscheidende Frage lautet doch: was kann ich tun, damit mein Divertikel sich gar nicht erst entzündet? Gibt es einen Schutz davor – sozusagen eine Art Lebensversicherung? Meine Antwort mit 35 Jahren mikroökologischer Erfahrung mit vielen Divertikulitispatienten lautet eindeutig: ja!!!
Wie so oft in der Mikroökologischen Behandlung ist alles sehr komplex, müssen viele Faktoren beachtet werden:
Ernährung der Dickdarmschleimhaut
Es ist banal festzustellen, daß nur eine gut ernährte Schleimhaut gesund und abwehrstark ist und somit weniger zu Entzündungen neigt. Seit einigen Jahren wissen wir, daß nur bestimmte gewünschte Bakterien (z.B. Akkermansia, Faecalibakterien) besonders viel Buttersäure bei der Verarbeitung von Ballaststoffen aus Obst, Gemüse oder Vollkorn entstehen lassen, die den Energiebedarf an unserer Dickdarmschleimhaut zu ca. 80% decken.
Wichtige Erkenntnis: wir brauchen buttersäurebildende Bakterien
Bakterielle Schutzfunktion durch Bakterien
Schon lange ist bekannt, daß gewünschte Bakterienarten, wie z.B. Bifidobakterien, Laktobazillen, E.coli und Enterococcen, eine sog. Barrierefunktion erfüllen. Siebesetzen Siedlungsplätze, die damit für krankmachende Keime versperrt sind. Zudem regen einige der der oben erwähnten Arten die Antikörperbildung (IgA) der Darmschleimhaut an. Diese Antikörper schützen uns in und auf der Schleimhaut. Die Stabilität der Schleimschicht wird ebenfalls teilweise von gewünschten Darmbakterien (mukosaprotektive Akkermansia und Faecalibakterien) aufrecht erhalten.
Gär- und Fäulniskeime sind die Hauptkrankheitsverursacher
Man braucht kein spezielles medizinisches Fachwissen um sich vorstellen zu können, was gas- und toxinbildende Gär- und Fäulniskeime in einem Divertikel anrichten können. Die Schleimhaut wehrt sich mit Entzündung und schwillt an. Die Gär- und Faulgase blasen zudem den Divertikel auf.
Wichtige Erkenntnis: ohne gas- und toxinbildende Bakterien ist die Entstehung einer Divertikulitis sehr unwahrscheinlich.
Ernährungsfehler
Viele Menschen ernähren sich kohlenhydrat- und eiweißreich, aber ballaststoffarm. Das hat aus dem vorher Gesagten zwei bedeutsame Konsequenzen. Kohlenhydrat-und eiweißreiche Kost kann zur Vermehrung von Gär- und Fäulniskeimen führen. Und ballaststoffarme Kost bietet zu wenig Substrat für gewünschte Bakterien, die bekanntlich überwiegend von Ballaststoffen aus Obst und Gemüse leben, und nun nicht genug Buttersäure bilden können.
Wichtige Erkenntnis: Ballaststoffreiche Ernährung dient der Förderung gewünschter Kulturen und verdrängt Gär- und Fäulniskeime.
Sie sehen, eigentlich ist alles gar nicht so schwer. Es gibt also doch eine Art Lebensversicherung für den Divertikulitis-Partient
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