Die neudeutsche Bezeichnung Leaky Gut Syndrom für undichter bzw. durchlässiger Darm erscheint zunächst absolut unverständlich. Denn der Darm soll doch durchlässig sein für unsere Nähr- und Vitalstoffe. Und soll doch auch durchlässig sein für Medikamente.
Darum ist durchlässiger Darm auch unpräzise formuliert. Besser sollte man von „Durchlässigkeit an falscher Stelle“ sprechen. Das klingt nun noch verwirrender, darum lassen Sie mich das erklären. Eine gesunde Darmschleimhaut besteht aus einem engen Verbund unendlich vieler Schleimhautzellen, die fest miteinander verbunden eine dichte Barriere gegenüber dem Innenraum des Darmes darstellen.
Jede gesunde Zelle hat eine klare Aufgabe, welche Substanzen sie durchlassen und welche sie zurückweisen soll. So können wir kontrollieren, daß möglichst z.B. nur von uns gewünschte Nährstoffe unseren Körper betreten dürfen, während die mit der Nahrung geschluckten Bakterien abgewehrt werden. Und so können wir auch kontrollieren, daß nur gut vorverdaute Nahrungsmittel unsere Blut- und Lymphbahn erreichen.
Diese Aufgaben können aber nur erfüllt werden, wenn die Schleimhautzellen gesund sind und die Verbindung zu den Nachbarzellen dicht und verschlossen ist. Und hier kommt die „Durchlässigkeit an falscher Stelle“ ins Spiel. Unsere Schleimhautzellen können noch so gesund sein, wenn die Verbindung zu den Nachbarzellen sich lockert, können sich doch unkontrolliert diverse Stoffe durch die Schleimhautbarriere mogeln und uns krank machen. Unser Schleimhautimmunsystem wird sich dann vehement gegen die eindringenden Substanzen mit Antikörperbildung wehren und u.U. Nahrungsmittelallergien entwickeln.
Was kann zum Leaky Gut Syndrom führen?
Ursachen, die eine Durchlässigkeitsstörung auslösen können, sind sehr vielfältig. Gemeinsam aber haben sie alle, daß sie die Darmflora schädigen, die Schleimschicht stören und unsere Schleimhautzellen schädigen.
Regelmäßiger Alkoholkonsum und Medikamente, wie Antibiotika, Säureblocker, Schmerzmittel oder Antirheumatika schädigen ebenso, wie Bestrahlungen und Chemotherapeutika. Eine weitere Ursache ist länger anhaltender tiefgreifender Streß, wie wir ihn bei Trauer, Panik- und Angstzuständen, bei Verlust des Partners oder bei Mobbing am Arbeitsplatz erleiden.
Darminfektionen durch Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten können selbstverständlich ebenfalls ein Leaky Gut Syndrom auslösen. Aber ungeachtet all der bisher genannten Ursachen ist doch eine bakterielle Fehlbesiedlung durch Gär- und Fäulniskeime immer noch die häufigste Ursache für eine nachhaltige Durchlässigkeitsstörung. Denn wie viele Menschen leiden unter einem chronischen Blähbauch, unregelmäßigen Stühlen und unklaren Bauchbeschwerden.
Alles unspezifische Symptome, die oft in der täglichen Praxis als Befindlichkeitsstörungen abgetan werden oder von Patienten stillschweigend ertragen werden. Die Beschwerden mögen nicht dramatisch klingen, die toxischen Effekte von Gär- und Fäulnisprozessen auf der Schleimhaut können dennoch gravierend sein.
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