Hämorrhoidalerkrankungen muß man zumindest in den westlichen Industrieländern als Volkskrankheit betrachten. Immerhin erkrankt zumindest jeder Zweite vorübergehend oder dauerhaft an Hämorrhoiden. Dabei ist die Dunkelziffer vermutlich sehr hoch, denn dieses Thema ist sehr schambesetzt. Darüber spricht man einfach nicht. Jucken, Brennen und Nässen erträgt man still. Erst Bluten und Schmerzen am After führen dann doch zwangsläufig zum Arzt.
Hämorrhoiden sind wie Krampfadern im Analkanal, die sich nach innen und außen entwickeln können. Von Geburt an verfügen wir über dehnungsfähige Venenpolster, die unseren After vollständig verschließen, denn unser Schließmuskel schließt nämlich nur vollständig, wenn wir ihn zusammenkneifen.
Diese empfindlichen Venenpolster können unter hohem Druck sich bleibend ausdehnen und letztlich Hämorrhoiden bilden.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum so viele Menschen an Hämorrhoiden leiden und warum ausgerechnet in den westlichen Industrieländern? Und wie komme ich zu der Behauptung, daß wir daran auch noch selber schuld sind?
Es hat ganz offensichtlich etwas mit unserem Verhalten zu tun.
Da haben wir einerseits die mangelnde Bewegung und das all zu häufige Sitzen. Sie werden es kaum glauben, aber auch das lange Sitzen auf der Toilette läßt nachweislich die Analvenen stärker füllen. Also Zeitungslesen oder Emailschecken auf der Klobrille sind keine gute Idee.
Andererseits ist starkes Pressen bei festem Stuhl belastend für die Venenpoltser. Und das hat ganz sicher etwas mit der eher balllaststoffarmen Ernährung in unseren Breiten zu tun. Ballaststoffe können nur bedingt verdaut werden, binden Wasser und schaffen damit einen voluminöseren weichen Stuhl. Nicht ohne Grund sind die so beliebten wasserbindenden Flohsamenschalen zum besseren Abführen so wirksam.
All diese Zusammenhänge sind hinlänglich bekannt und vielerorts veröffentlicht. Worüber aber kaum berichtet wird, das ist diesem Zusammenhang die Bedeutung unseres Mikrobioms im Darm. Immerhin leben ca. 90% unserer Darmbakterien im Dickdarm und davon wiederum der größte Anteil im letzten Abschnitt, dem Sigma und Rektum. So auch u.a. unsere für die Darmtätigkeit und den Stuhlgang so wichtigen Bifidobakterien. Aber auch andere gewünschte Bakterienarten sorgen für die Ernährung der Schleimhaut und für einen weichen leicht absetzbaren Stuhl. Wichtigste Voraussetzung dafür sind reichlich Ballaststoffe in der Kost, von denen diese Kulturen bekanntlich leben. Fehlen diese Kulturen, leben eher Gär- und Fäulniskeime im Enddarm, ändert sich die Stuhlkonsistenz und die Schleimhaut leidet. Dann sind Hämorrhoiden oft eine unweigerliche Folge.
Mein Rat:
Sorgen Sie mit täglicher Bewegung für einen Ausgleich zum langen Sitzen (auch auf dem Klo), trinken Sie genug und genießen eine ballaststoffreiche Kost, damit Ihre Darmbakterien Ihnen beim Stuhlgang helfen. Dann latschen Ihre Venenpolster im After auch nicht aus und werden zu lästigen Hämorrhoiden.
Nun noch ein Wort zum Po Abwischen: Rubbeln Sie nicht zu intensiv (Vorsicht bei vorgefallenen externen Hämorrhoiden!) und verwenden Sie kein Recycling-Toilettenpapier, denn Druckerschwärze Rückstände und die meist rauere Oberfläche reizen die empfindliche Haut bzw. Schleimhaut!
Und wir Therapeuten sollten von uns aus häufiger unsere Patienten auf Hämorrhoidenprobleme ansprechen, da sie es von sich aus offensichtlich erst tun, wenn Blut fließt!