Der Heuschnupfen (Pollinose) gilt allgemein als eine allergische Reaktion der Atemwegsschleimhäute auf Pollen und wird ausschließlich als Allergie in den Atemwegen betrachtet und behandelt. Und das ist definitiv zu kurz gesprungen und somit falsch. Richtig ist, daß die Symptome des Heuschnupfens unter Beteiligung des Gewebshormons Histamin ausgelöst werden. Aber das besagt noch lange nicht, daß das Histamin nur im Rahmen einer allergischen Reaktion von den sogenannten Mastzellen in den Schleimhäuten ausgeschüttet wird!
Histamin ja, aber seine Quellen können von diversen Orten stammen und überhaupt nicht mit einer Allergie zu tun haben. Immer wieder wundern sich Patienten über ihren Heuschnupfen, obgleich sie doch gar kein Allergiker sind. Und das ist gar kein Wunder, denn Histamin stammt sehr häufig aus dem Darm und kann genauso die Heuschnupfensymptome auslösen!
Bisher wird leider immer noch auch von Allergologen die Histaminbildung durch Fäulnisbakterien im Darmmikrobiom mißachtet! Schon lange wissen wir von der Bedeutung des Mikrobioms auf alle Organe im Sinne des „Darm krank – alles krank. Dabei verlassen die Bakterien nicht den Darm und schädigen die Schleimhäute der Atemwege vor Ort. Sie tun es durch ihre Stoffwechselprodukte wie beispielweise das Histamin, die wir nicht nur über den Stuhl ausscheiden, sondern auch über unsere Darmschleimhaut aufnehmen und über die Blut- und Lymphbahn u.a. auch zu den Atemwegen bringen. Kommt es dann in der Pollensaison zu einer stärkeren Belastung durch die Pollen als Staub, dann reagiert die histaminreichere Schleimhaut mit Sekretfluß, Niesen und Husten.
Dieser Mechanismus der Histaminbildung im Darm greift natürlich umso mehr bei einem Pollenallergiker, der nun doppelt belastet sein Histamin aus den Mastzellen und aus dem Darm zu bewältigen hat! Darum wundert es gar nicht, daß unter einer erfolgreichen Darmsanierung die Pollenallergiker meist deutlich symptomärmer durch Frühjahr und Sommer gehen dürfen.
Allerdings sind die Zusammenhänge von Heuschnupfen und Darm noch weit komplizierter. Um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen, möchte ich nur noch erwähnen, daß der Abbau des Histamins auch vom Darm gestört werden kann. Natürlich muß ein von uns gebildetes (oder aus dem Darm aufgenommenes) Histamin auch wieder abgebaut werden. Das wird von Enzymen wie der DAO (Diaminoxydase) in der Leber und in der Darmschleimhaut erledigt. Nun ahnen Sie schon was nun kommt, denn ein gestörter Darm kann diesen Job nicht leisten. Außerdem wird eine gestörte Darmschleimhaut auch nicht alle Bausteine (Zink, Vitamin B5 etc.) für die Bildung der DAO ausreichend aufnehmen. Und Fäulniskeime im Darm schädigen zudem mit Ihren Stoffwechselprodukten wie z.B. Cresol die Leber und deren DAO-Bildung.
Mein Rat an Patienten:
Sie sehen, das Thema Heuschnupfen ist weit komplexer, als daß man es einfach mit einem antiallergischen Nasenspray behandeln kann. Das die Symptome auslösende Histamin kann auch aus dem Darm stammen, sodaß sich auch immer einmal eine Stuhldiagnostik lohnt.
Mein Rat an uns Therapeuten:
Wir sollten bei allen allergischen Reaktionen auch immer bedenken, daß die Symptomatik möglicherweise mehr durch Histamin aus dem Darm (aus der Nahrung und durch Fäulnis sowie Fermentation) entstehen kann, als durch den alleinigen Kontakt mit dem Allergen!