Im Laufe ihres Lebens entwickeln viele Menschen unbemerkt den einen oder anderen Divertikel im Dickdarm, sodaß nahezu jeder zweite 70-Jährige einen oder auch mehrere Divertikel beschwerdefrei in sich trägt. Eine Divertikulitis, die sehr gefährliche Entzündung eines Divertikels, kommt dagegen glücklicherweise vergleichsweise selten vor. Da die meisten von ihren Divertikeln nichts ahnen und folglich unbekümmert Nüsse und alle möglichen Beeren und Körner essen und nicht erkranken, kann das wohl kaum die Ursache für eine Entzündung sein.

Die in der Medizin übliche Empfehlung bei Divertikeln auf körnige Strukturen in der Kost zu verzichten, weil sonst eine Divertikulitis drohe, ist also Unsinn! So wie der angeblich so besonders hohe Eisengehalt im Spinat, so halten sich auch falsche Aussagen zur Ernährung bei Darmerkrankungen mitunter sehr lange und quälen die Patienten mit unnötigen Verboten.

Nun endlich hat eine aktuelle großangelegte Studie des US National Institutes an ca. 30000 Frauen mit diesen unsinnigen Empfehlungen aufgeräumt und nachweisen können, daß sehr viel komplexere Ursachen in der gesamten Ernährung Verursacher der Entzündung sein können.

Wie immer in der Gastroenterologie wird aber auch hier in der Studie eine möglichst ballaststoffeiche Ernährung empfohlen. Und das ist dann leider oft ebenfalls ein schlechter Rat. Ballaststoffe sind für einen gesunden Darm höchst wertvoll. Das gilt aber nur, wenn in unserem Mikrobiom genügend gewünschte ballaststoffspaltende Bakterien leben. Ist das aber wie so oft nicht der Fall, dann werden die Ballaststoffe u.a. von gasbildenden Bakterien vergoren und erzeugen Entzündungen u.a. auch im Divertikel und es entsteht auch hier eine Divertikulitis.

Was lernen wir daraus? In erster Linie entscheidet die Zusammensetzung unseres Mikrobioms darüber, ob die Divertikel harmlose kleine Aussackungen in der Dickdarmwand bleiben oder aber eine bedrohliche Divertikulitis entsteht – Nüsse, Körner und Beeren hin oder her!

Mein Rat:

Sind bei Ihnen Divertikel bekannt, leiden Sie an einer Divertikulose, dann sollten Sie sich eher um die Zusammensetzung Ihres Mikrobioms sorgen als um die Kost. Entzündungen provozierende Bakterien im Divertikel sind weit schlimmer als Nahrungsbestandteile.
Sind Sie älter und haben damit eine höhere Wahrscheinlichkeit Divertikel zu bilden, dann müssen Sie dem nicht mit einer Darmspiegelung nachgehen. Aber eine routinemäßige Mikrobiomanalyse in einem Fachlabor könnte entzündungsfördernde Kulturen rechtzeitig aufspüren und eine darauf aufbauende Therapie den Darm stabilisieren.