Zu den sog. chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zählt man in der Medizin in erster Linie neben Morbus Crohn diverse Formen von Colitis (Entzündungen des Dickdarmes). Die bekannteste ist zweifelsfrei die Colitis ulcerosa, eine Colitis, bei der meist in Schüben verlaufend vom Enddarm aufsteigend Entzündungen mit Geschwürsbildung (ulcera) einhergehen, aus denen es zumeist blutet.
Neben der Colitis ulcerosa darf aber keinesfalls die Antibiotika assoziierte Colitis unerwähnt bleiben, die sich, wie der Name schon sagt, unter oder nach einer Antiobiotikabehandlung entwickeln kann. Diese Erkrankung kann lebensbedrohlich werden, wenn ein spezielles Bakterium, das Clostridium difficile, Toxine bilden kann und damit die Darmwand absterben läßt. Da jährlich mehrere tausend Menschen daran sterben, sollte auch diese Konsequenz einer leichtfertigen oder großzügen Antibiotikaanwendung bedacht werden.
Gemäß den Leitlinien für die Behandlung von Colitis stehen in der klassischen Gastroenterologie neben Kortikoiden ebenfalls entzündungshemmende Substanzen wie Mesalazin oder Sulfasalazin sowie Immunsuppressiva zur Verfügung. Moderne zusätzliche Optionen stellt die Gruppe der Biologicals dar. Allen gemeinsam ist das Ziel gegen die Entzündung der Schleimhaut zu wirken, was selbstverständlich in keiner Weise zu kritisieren ist. Aber wenn man die aktuelle Studienlage zu den Ursachen der Colitis kennt, dann müssen wir akzeptieren, daß ganz bestimmte Gär- und Fäulniskeime eine sehr bedeutsame Rolle in der Entstehung und Unterhaltung der Colitis spielen. Mit einer entzündungshemmenden Therapie mag man die Schleimhaut beruhigen, die Übeltäter leben aber fröhlich weiter auf den Geschwüren, fühlen sich von den Eiweißen aus Schleim und Blut bei 37 Grad Brutschranktherapie vorzüglich ernährt und stoßen zu allem Überfluß dank immunbremsenden Medikamenten auf wenig immunologische Abwehr – ein Schlaraffenland!
Ganzheitlich-mikroökologische Behandlung
Aber es gibt Hoffnung, wenn man nämlich ganzheitlich-mikroökologisch das Problem betrachtet und man sich nicht mit der leitliniengerechten Behandlung in der Schulmedizin zufrieden gibt. Die schulmedizinische Behandlung richtet sich gegen die Entzündung, nichts geschieht aber für die Schleimhautregeneration und für den Aufbau eines intakten Mikrobioms.
Neben der wichtigen leitliniengerechten Behandlung sollte eine mikroökologische Begleittherapie stehen, die individuell für jeden Patienten gemäß den Ergebnissen einer speziellen mikroökologischen Stuhluntersuchung in einem Fachlabor zusammengestellt wird.
Wie schon beim Stichwort Divertikulitis ausgeführt, ist in der Mikroökologischen Behandlung oft alles sehr komplex, müssen viele Faktoren beachtet werden:
Ernährung der Dickdarmschleimhaut
Es ist banal festzustellen, daß nur eine gut ernährte Schleimhaut gesund und abwehrstark ist und somit weniger zu Entzündungen neigt. Seit einigen Jahren wissen wir, daß nur bestimmte gewünschte Bakterien (z.B. Akkermansia, Faecalibakterien) besonders viel Buttersäure bei der Verarbeitung von Ballaststoffen aus Obst, Gemüse oder Vollkorn entstehen lassen, die den Energiebedarf an unserer Dickdarmschleimhaut zu ca. 80% decken.
Wichtige Erkenntnis: wir brauchen buttersäurebildende Bakterien
Bakterielle Schutzfunktion durch Bakterien
Schon lange ist bekannt, daß gewünschte Bakterienarten, wie z.B. Bifidobakterien, Laktobazillen, E.coli und Enterococcen, eine sog. Barrierefunktion erfüllen. Sie besetzen Siedlungsplätze, die damit für krankmachende Keime versperrt sind. Zudem regen einige der der oben erwähnten Arten die Antikörperbildung (IgA) der Darmschleimhaut an. Diese Antikörper schützen uns in und auf der Schleimhaut. Die Stabilität der Schleimschicht wird ebenfalls teilweise von gewünschten Darmbakterien (mukosaprotektive Akkermansia und Faecalibakterien) aufrecht erhalten.
Gär- und Fäulniskeime sind die Hauptkrankheitsverursacher
Man braucht kein spezielles medizinisches Fachwissen um sich vorstellen zu können, was gas- und toxinbildende Gär- und Fäulniskeime an einer entzündeten und blutenden Schleimhaut anrichten können. Auf jeden Fall werden sie den Heilungsprozeß erheblich behindern, wahrscheinlich die Entzündung eher verstärken.
Wichtige Erkenntnis: ohne gas- und toxinbildende Bakterien heilt eine entzündete Schleimhaut deutlich eher ab.
Ernährungsfehler
Viele Menschen ernähren sich kohlenhydrat- und eiweißreich, aber ballaststoffarm. Das hat aus dem vorher Gesagten zwei bedeutsame Konsequenzen. Kohlenhydrat-und eiweißreiche Kost kann zur Vermehrung von Gär- und Fäulniskeimen führen. Und ballaststoffarme Kost bietet zu wenig Substrat für gewünschte Bakterien, die bekanntlich überwiegend von Ballaststoffen aus Obst und Gemüse leben, und nun u.a. nicht genug Buttersäure bilden können.
Wichtige Erkenntnis: Ballaststoffreiche Ernährung dient der Förderung gewünschter Kulturen und verdrängt Gär- und Fäulniskeime.
Wenn man all die oben erwähnten Therapieoptionen nutzt, hat der Colitispatient gute Chancen deutlich weniger oder gar keine Beschwerden mehr zu haben.
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