Mit diesem Artikel möchte ich für die richtige Anwendung der Nahrungsergänzungsmittel eine Lanze brechen. Entgegen den teilweise falschen Aussagen im Spiegelartikel vom 6.3.23 mit dem Thema „Der Pillen-Schwindel“ sind die Anwendungen von Vitaminen und Mineralstoffen ganz und gar nicht nutzlos, unwirksam und gar gesundheitsgefährdend. In orthomolekularer Medizin (die Lehre von dem komplexen Zusammenwirken der Vitamine und Mineralstoffe) in Österreich ausgebildet und von der dortigen Ärztekammer diplomiert, weiß ich, wovon ich rede!
Es ist unbestritten, daß Pharma- und Nahrungsmittelindustrie jährlich über 3,5 Milliarden Euro Umsatz mit den Nahrungsergänzungsmitteln erwirtschaften – und das mit steigender Tendenz. Aber ungeachtet dieser gewaltigen Umsätze gerade dieser Industriezweige sollte man nicht verkennen, daß darunter sich auch einige Hersteller von hervorragenden orthomolekularen Produkten höchster Güte befinden. Gewiß gibt es sehr viele minderwertige, teilweise schlecht resorbierbare Produkte auf dem Markt, die zumeist in farbenprächtigen Verpackungen von Discountern vertrieben werden. Aber davon rede ich hier nicht.
Da die Nahrungsergänzungsmittel nicht der Medikamenten- sondern nur der Lebensmittelsicherheit unterliegen und es weder eine Zulassungspflicht noch Wirkungsnachweise durch Studien gibt, ist es leider der Sorgfaltspflicht der Hersteller überlassen hochwertige und wirksame Produkte herzustellen. Der Markt ist riesig, wenn man bedenkt, daß ca. 75% der Deutschen mehr oder weniger regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel aus dem Angebot tausender Produkte einnehmen. Gewiß sind darunter auch minderwertige Präparate.
Aber es ist nachweislich (durch Laboranalysen gesichert) Unsinn zu sagen, daß „Nahrungsergänzungsmittel überhaupt nicht geeignet sein bei Krankheiten eingesetzt zu werden, da sie sich von Pizza, Äpfeln und Brot nur dahingehend unterschieden, daß die Nährstoffe in konzentrierter Form vorliegen“. Welch eine unsinnige Aussage, da ausgerechnet bei der nährstoffarmen, konfektionierten Pizza das gewiß kein Wunder ist!
Weiter wird sehr unwissenschaftlich behauptet, daß eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung (was ist das genau?) dem Körper alle notwendigen Nährstoffe zur Verfügung stellt. Das mag im Idealfall vielleicht stimmen. Aber wie viele Menschen haben Verdauungsprobleme, können die Nahrung nicht richtig spalten und die Nährstoffe nicht vollständig aufnehmen oder haben einen besonders hohen Mikronährstoffbedarf. In all diesen Fällen werden unweigerlich Mängel entstehen, die es unbedingt auszugleichen gilt.

Aufgrund meiner Ausbildung veranlasse ich deshalb überdurchschnittlich häufig Laboruntersuchungen der Mikronährstoffe und finde und bei den meisten meiner Patienten bei aller gesunden Ernährung nennenswerte Mängel, die die Ursache für gesundheitliche Störungen sind.
Selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zweifelt an der Wirksamkeit der zusätzlichen Vitalstoffe und gibt zu bedenken, daß diese auch schaden können. Dabei wird doch tatsächlich u.a. die alte Mär bemüht, daß beispielsweise zu hohe Dosen von Vitamin D3 zu Nierenstörungen und Nierensteinen führen können. Dabei wäre allerdings nicht das zu hochdosierte Vit D3 das Problem, sondern der möglicherweise überhöhte Calciumspiegel.
All diesen möglichen Problemen geht man aus dem Weg, wenn man labortechnisch den Bedarf bestimmt und in der Folge die Auswirkungen der Nahrungsergänzung im Blut kontrolliert – wie man das eigentlich immer tun sollte! Damit verhindert man automatisch, daß jemand unter „viel hilft viel“ unsinnig hohe Mengen von Vitalstoffen zuführt!

Mein Rat:
Vitamine und Mineralstoffe zu schlucken, ohne seinen Bedarf zu kennen, ist per se unsinnig, und einen nachgewiesenen Mangel z.B. gemäß den zweifelhaften Empfehlungen von einigen Instagram-Infuencern auszugleichen ebenso. Gönnen Sie Ihrer Gesundheit eine Blutanalyse und nehmen dann gemäß den Ergebnissen hochwertige orthomolekulare Mikronährstoffe. Dann sind Sie immer auf der sicheren Seite.

Wir Therapeuten sollten unseren Patienten konsequent Mikronährstoffanalysen (gern im Vollblut) anbieten, um krankmachende Mängel zu erkennen und gezielt auszugleichen. Dieses gilt umso mehr, wenn wir Patienten mit Magen-Darmerkrankungen und deren Resorptionsstörungen behandeln!