Ein wenig bekannter Zusammenhang ist jener zwischen dem Darmmikrobiom, der Schilddrüse und Demenz. Demenz, das Schreckgespenst für jeden älteren Menschen, hat viele Gesichter und unzählige Ursachen. Das löst verständlicherweise Ängste aus, zumal auch so ungewöhnliche Ursachen wie das Zusammenwirken von Schilddrüsenunterfunktion und Darmmikrobiom-Störungen dazu gehören können. Hier werden Sie sich sicher fragen, wie zwei anatomisch so weit auseinanderliegende Organe zusammen und dann auch noch ausgerechnet am Gehirn einen Schaden anrichten können.

Hier ist die Erklärung für dieses Musterbeispiel Ganzheitlicher Medizin: vor einigen Monaten wurde in einer Fachzeitschrift für Endokrinologie (die Lehre von den Hormonen) eine Studie veröffentlicht, die den kausalen Zusammenhang zwischen einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und der damit verbundenen Hirnminderdurchblutung und einer möglichen Demenz darstellte.

Bei der Hypothyreose besteht ein Mangel am Schilddrüsenhormon fT4 (4 Jod Atome) bzw. am dem aktiven fT3 (3 Jod Atome). Letzteres entsteht, wenn bestimmte Enzyme am fT4 ein Jod Atom abspalten (Konversion), wobei sog. Sulfatasen eine große Rolle spielen. Und hier, Sie ahnen es vielleicht, kommt das Darmmikrobiom ins Spiel. Es ist davon auszugehen, daß mindestens 20% der Konversion von darmbakteriellen Sulfatasen erledigt wird. Das ist übrigens einer der Gründe, warum nach einer Antibiotika-Therapie u.U. die Konversion zusammenbricht, ein Hormonmangel entsteht und die Patienten darunter erschöpfen (Schilddrüsenhormone sind u.a. für unseren Energiehaushalt zuständig).

Aber auch der Darm selbst leidet unter einem Schilddrüsen-Hormonmangel, weil deren schützende Effekte an der Darmschleimhaut abgeschwächt sind. Das hat u.U. eine Durchlässigkeitsstörung (Leaky-gut-syndrom) und damit eine Kettenreaktion zur Folge. Nährstoffe, die u.a. auch für die Hormonsynthese erforderlich sind, werden nicht vollständig aufgenommen und verstärken damit den Mangel. Nicht aufgenommene Nährstoffe sind aber auch ein perfektes Futter für Gär- und Fäulniskeime. Deren Stoffwechselprodukte können im Sinne der enteralen Autointoxikation u.a. auch Organe wie die Schilddrüse oder das Gehirn schädigen.
Ein Neurologe, der nur das Gehirn oder ein Internist, der nur die Schilddrüse im Fokus hat, wird diese komplexen ursächlichen Zusammenhänge nicht sehen und in seine diagnostischen und therapeutischen Überlegungen hinsichtlich der Demenz nicht mit einbeziehen können.
Mit diesem Wissen haben Sie nun diesen Ärzten einiges voraus!

Mein Rat:

Lassen Sie sich auch im Sinne der Vorsorge bei Zeiten die Schilddrüsen-Hormonwerte TSH, fT4 und fT3 im Blut bestimmen. Und gehen Sie pfleglich mit Ihrem Darmmikrobiom um.

Und liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie es vielleicht bisher noch nicht in letzter Konsequenz beachtet haben, denken Sie bitte weiter konsequent ganzheitlich und in dem Sinne auch an die Schilddrüsen-Darmachse!

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